Heute schwelgen wir mit einer wahren Begebenheit in den Erinnerungen über die einst glorreiche Eisenbahn in Paraguay. Zu Zeiten der schlechten Straßen und wenigen Autobussen hat die Eisenbahn fast den gesamten Transport übernommen. Heute nicht mehr vorstellbar.
Um den Tourismus in Paraguay anzukurbeln fuhr seit 2004 ein Touristenzug mit dem wohlklingenden Namen „Train del Lago´´. Zusammengesetzt aus zwei sehr schönen und gut restaurierten Waggons und der ebenfalls in sehr guten Zustand gehaltenen Dampflok Carlos Antonio Lopez der von 1844 – 1862 Präsident in Paraguay war.
Die interessanten Fahrten begannen in der Bahnstation Botanischer Garten (Estacion Botanico) in Asuncion. Heute dient der Bahnhof als Abstellplatz für die noch verbliebenen Schienenfahrzeuge. Er ähnelt einem kleinen Museum. Dampfloks, Waggons, altes Gerät und sogar ein restaurierter Schienenkran ist zu bestaunen und zu begehen. Für den Eisenbahnfan eine wahre Fundgrube.
Nach wenigen Kilometern erreichten wir Luque. Hier wurde die Fahrt mit dem Touristenzug für etwa dreißig Minuten unterbrochen um in Ruhe den Bahnhof zu bestaunen und die ebenfalls noch bestehenden Güterwaggons zu besichtigen. Diese verfallen leider immer mehr, werden als Wohnraum von der paraguayischen Bevölkerung zweckentfremdet und der Zahn der Zeit tut sein übriges. Ihren Charme und die Ausstrahlung haben sie jedoch noch nicht verloren.
Auf der Fahrt nach Aregua versetzte eine Gruppe von Schauspielern die Reisenden in die Zeit vor einhundert Jahren zurück. Verkleidet als Musikanten, Händler oder als `normale` Reisende brachten sie das Flair dieser Zeit nahe. Zusammen mit ihren Hühnern, Schweinen und Papageien sorgten diese Reisenden mit Musik und Gesang und allerlei Darbietungen für Kurzweil, die Zeit verging so rasant das man kaum bemerkte das wir schon in Aregua angekommen waren.
Hier war der Aufenthalt von zwei Stunden eingeplant, ausreichend für einen Abstecher zum Ypacarai See und den ausgiebigen Besuch der Innenstadt mit den herrschaftlichen Häusern, früher wohnten hier die gut situierten Asuncioner Familien. Sie nutzten ihre Anwesen in Aregua als Sommersitz oder als Wochenendresidenz. Das reichhaltige Angebot an Keramik und Kunstgewerbe ist Aregua noch heute weit über Landesgrenzen bekannt. Die kunsthandwerklichen Fähigkeiten sind enorm. Das Angebot geht vom filigranen Schmuck bis zum Kitsch, für jeden Geschmack etwas.
Mit vielen lauten Pfeifen wurden die Fahrgäste darauf aufmerksam gemacht dass es Zeit ist nach Asuncion zurückzuehren. Die Rückfahrt nach Asuncion im Ambiente wie vor einhundert Jahren ließen uns das Gefühl dieser Zeit nachempfinden. Holpern, Ruckeln, Schienenstöße und Kühe auf dem Gleis, wie in guten alten Zeiten. Wie das immer so ist mit dem Reisen, wenn es am schönsten gehen sie zu Ende. Mit vielen eindrücken und neuen Erfahrungen kehren wir Heim…
Leider musste der Personenverkehr 2008 wegen einer Entgleisung in Luque eingestellt werden. Geschuldet dem schlechtem Zustand der Gleise und dem Gleisbett, sowie der Schienenschwellen, die eigentlich kaum noch vorhanden waren, aus Sicherheitsgründen eingestellt werden. Der geringe Fahrpreis deckte bei weitem nicht die hohen Kosten für eine Reparatur des gesamten Schienenstrangs bis vorerst bis Aregua. Pläne existieren viele zur Reanimation der Strecke, wie überall fehlt es an den diversen Geldern.
Zu wünschen wäre es, dass die Strecke saniert wird. Bis Encarnation und Cuidad del Este. Der Güterverkehr (Transit) nimmt tagtäglich zu und strapaziert die Straßen die sich auch nicht mehr im besten Zustand befinden…
Noch mehr Informationen und Zeitzeugen zur Eisenbahngeschichte Paraguays gibt es im Eisenbahnmuseum in Asuncion. Mein Tipp: empfehlenswert. Auf den Spuren der paraguayischen Eisenbahn, Besichtigung historischer Orte.